Facilitating International Projects
Internationale Projekte in der beruflichen Bildung stellen nicht nur an die beteiligten Schüler besondere Herausforderungen. Auch die organisierenden Lehrkräfte müssen eine Vielzahl an Fähigkeiten mitbringen, um in diesem Bereich erfolgreich zu sein. Der optimale Organisator hat hervorragende Englischkenntnisse, Kenntnisse über andere Kulturen und die Fähigkeit angemessen mit diesen umzugehen, kann gut in (internationalen) Teams arbeiten und diese führen und sollte nebenbei noch das eigene Bildungssystem angemessen erläutern und darstellen können. Ein Profil, das nicht einfach zu erfüllen ist, erst recht, wenn man selbst nicht täglich Englisch unterrichtet.
Um die genannten Fähigkeiten bei Führungskräften und Organisatoren von Auslandsprojekten zu verbessern, hat das Sachgebiet 42.2, Berufliche Schulen, der Regierung von Oberfranken in Kooperation mit dem Fortbildungsanbieter eti Malta ein über Leonardo Da Vinci gefördertes Fortbildungskonzept unter dem Titel "Facilitating International Projects and Partnerships in Vocational Training" entwickelt. Insgesamt wurden vier Kursangebote mit 60 Teilnehmern durchgeführt. Die Rückmeldungen der Teilnehmer waren äußerst positiv.
Inhaltlich wurden die Schwerpunkte dabei auf die Bereiche interkulturelle Kompetenz, Präsentationstechnik und Sprache gesetzt. Die Teilnehmer waren ausgesprochen heterogen zusammengesetzt und entsprechend gemischt waren auch die Erwartungen an die Fortbildung. Während die teilnehmenden Englischlehrkräfte weniger am Spracherwerb, dafür mehr an der Entwicklung interkultureller Kompetenz interessiert waren, stand die sprachliche Auffrischung bei "Nicht-Englisch-Lehrkräften" im Vordergrund. Dieser gemischten Interessenlage wurde durch eine Teilung in zwei Gruppen Rechnung getragen. Als Kursleiter fungierten bei eti Malta Nick Brieger, der akademische Leiter, und sein Kollege Neil Briscoe-White, die den Kurs in sehr abwechslungsreicher und kompetenter Weise gestalteten. Beide können neben ihrer Lehrtätigkeit auf langjährige betriebliche Erfahrung in internationalen Unternehmen zurückblicken, die immer wieder in die Kurseinheiten mit einfloss. Neben dem Schwerpunktthema der interkulturellen Kompetenz ging Nick Brieger auch auf die Zusammenstellung von Teams unter Berücksichtigung der individuellen Persönlichkeiten und auf das Thema Projektmanagement ein. Ergänzt wurde das Ganze durch Einheiten zu den Themen Durchführung von Meetings und sogenannten Language Clinics, bei denen gezielt sprachliche Fehler thematisiert wurden. Sehr positiv blieb dabei die Einheit zur Formulierung von Kritik mit angelsächsicher Höflichkeit von Neil Briscoe-White in Erinnerung, in der den Teilnehmern die direkte deutsche Ausdrucksweise abgewöhnt wurde.
Beim Besuch des MCast Colleges, der größten berufsbildenden Schule auf Malta, stellten die Teilnehmer fest, dass das maltesische System der Berufsausbildung dem deutschen dualen System recht ähnlich ist. Die Auszubildenden haben bereits einen festen Vertrag mit einem Ausbildungsbetrieb und durchlaufen eine größtenteils schulische Ausbildung mit längeren Praktikas im Betrieb. Dabei haben die Schüler die Möglichkeit sogar den Bachelor-Abschluss zu erwerben. Beindruckend war das hohe Niveau der technischen Ausstattung bei MCast, das die deutschen Schulleiter nicht ganz ohne Neid zur Kenntnis nahmen. Dieser Eindruck setzte sich fort beim Besuch der Fertigung des fränkischen Spielzeugherstellers Playmobil, der bereits seit den 70er Jahren einer der größten Arbeitgeber auf Malta ist.
Selbstverständlich gab es auch die Gelegenheit, Malta aus touristischer und kultureller Sicht kennen zu lernen. Neben einer Hafen- und Inselrundfahrt, stand eine Stadtführung in Valetta und die Besichtigung der alten Inselhauptstadt Mdina auf dem Programm. Die Möglichkeit, nach einem langen Kurstag ein Bad im 23 Grad warmen Mittelmeer zu nehmen, trug natürlich auch zur guten Stimmung der Teilnehmer bei.
Im Rahmen einer Abschlussveranstaltung erhielten die Teilnehmer den Europass Mobilität überreicht sowie eine Teilnahmebestätigung der Regierung von Oberfranken, die im Rahmen der Fortbildungsverpflichtung der Lehrkräfte anerkannt wird.
OStR Martin Kolb