1. Oberfränkisches Talker-Treffen an dem Förderzentrum „Dr. Kurt-Blaser-Schule“ Bayreuth
An einem besonderen Projekt durfte der Sozialkunde-Kurs vom Gymnasium Pegnitz von Frau Birnmeyer dank der Vermittlung durch Frau Felser teilnehmen. Das Thema hieß „Unterstützte Kommunikation“, ein Begriff, mit dem wir zunächst wenig anfangen konnten.
Aus diesem Grund besuchte uns eine Woche vorher Frau Aulinger von der „Dr. Kurt-Blaser-Schule“, eine der Hauptorganisatorinnen des Projekts, in Pegnitz und gab uns Einblicke, was man unter „Unterstützter Kommunikation“ versteht, wie Schülerinnen und Schüler an der „Dr. Kurt-Blaser-Schule“, die über keine oder nur wenig Lautsprache verfügen, kommunizieren und wie das „Talker-Treffen“ ablaufen sollte.
„Unterstützte Kommunikation“ geht davon aus, dass jeder Mensch ein Bedürfnis nach Kontakt und Kommunikation hat. Dafür nutzen Menschen, die nicht sprechen können, körperliche Kommunikationsmittel (Laute, Gebärden, Atmung, Muskelanspannung), nicht-elektronische Hilfen über Objekte, Foto-Bildsymbol-Karten, … sowie elektronische Hilfen wie sprechende Tasten, einfache Sprachausgabegeräte bis hin zu den Talkern.
An diesem Tag ging es darum, dass Menschen mit und ohne Behinderung zusammentreffen und mit Hilfe eines Talkers miteinander kommunizieren und die Nutzerinnen und Nutzer von Talkern aus ganz Oberfranken eine Plattform für sich bekommen, sich einander auszutauschen und Spaß zusammen zu haben. Die in den Talkern enthaltene Kommunikationssoftware ist eine Einzelwortstrategie, die eine schnelle, intuitive und komplexe Kommunikation mit allen grammatischen Formen ermöglicht. Sie bietet je nach Fähigkeiten der Nutzerinnen und Nutzer vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten für eigene Kommunikationsinhalte und kann mit deren Kommunikationsentwicklung mitwachsen und erweitert werden. Sie sind dynamisch und individuell anpassbar. Die Sprachausgabe bietet ihnen dabei ein stetiges, gewinnbringendes, immer gleiches Sprachvorbild, was dabei hilft, die eigene Aussprache zu verbessern. Diese Kommunikationshilfen werden von den Krankenkassen bezahlt. Natürlich müssen die Kinder zunächst die Symbol-Sprache des Talkers wie eine Fremdsprache erlernen und als ihre Sprache annehmen, wozu ein intensives Modelling notwendig ist.
Nach der offiziellen Begrüßung, untermalt durch den Chor, der sang und mit Gebärdensprache den Text zusätzlich kommunizierte, machten sich Kinder und Betreuer auf den Weg in die ersten Workshops, die verschiedene Themen anboten:
Es gab ein Kunst-Projekt, ein Musik-Quiz, das Brettspiel „Die Schoko-Hexe“, einen Smoothie-Workshop und einen Eisenbahn-Workshop sowie ein Buch-Lese-Projekt. In jedem Workshop stellten sich die Kinder einander vor, da sich ja die meisten nicht kannten.
Im Kunstraum gestalteten die Kinder mit und ohne Hilfestellung kreative Bilder. Der Talker half ihnen zum Beispiel bei der Auswahl der Farben und Motive.
Die „Schoko-Hexe“ ist ein Kartenspiel, bei dem es am Ende Schokolade zu gewinnen gab, wenn einem die Hexe nicht wieder die Zutaten geklaut hat.
Beim Eisenbahn-Workshop gab es verschiedene Interaktionen an der Modell- Eisenbahn. Die Kinder hatten einen Heidenspaß daran, den Zug zu starten oder zu stoppen. Noch besser war, dass der Zug Gummibärchen geladen hatte, die verteilt wurden. Daneben gab es natürlich eine Fahrkartenkontrolle, Bewegungsaktionen, Zug-Geräusche oder Eisenbahnlieder zu hören oder Fotos von Zügen zu sehen.
Beim Workshop „Buch lesen“ wurde das Bilderbuch „Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemachte hatte“ gemeinsam mit Hilfe der Talker erlesen.
Beim Musik-Quiz ging es darum, anhand der Bildsymbole die zugehörigen Lieder zu erraten. Der Affe gehörte beispielsweise zu „Die Affen rasen durch den Wald“. Die Kinder hatten sichtlich große Freude, sich zur Musik zu bewegen, zu tanzen oder mitzusingen. Anschließend sollten die Kinder Bewertungen der Lieder in Form von Punkten abgeben. Das Lied, „Die Affen rasen durch den Wald“, war am beliebtesten gemeinsam mit „Walk this way’s“ von Aerosmith, deutlich vor „Atemlos“ von Helene Fischer oder „Flowers“ von Miley Cyrus.
In der Küche wurden mit viel Eifer und Freude Smoothies zubereitet. Die Kinder durften sich selbst Früchte für ihren Lieblings-Smoothie aussuchen, dann wuschen, schälten und schnitten sie das Obst und gaben es in den Mixer. Hinzu kam Orangensaft. Die Mixtur wurde dann aus dem Mixer in Kannen bzw. Gläser gefüllt. Der Talker leistete dabei wertvolle Hilfe bei der Auswahl der Zutaten, aber auch für das gemeinsame Miteinander. Es wurden innerhalb von 45 Minuten ganze acht Kannen mit leckeren Smoothies gefüllt!
Natürlich gab es auch technische Probleme wie im „richtigen“ Computerleben. Ein Kind kam zum Beispiel mit einem leeren Talker oder das Tablet „hängte sich auf“. Und wie auch im „normalen“ Unterricht riefen die Kinder dazwischen, indem sie durch ihre Tablets die Antworten reinriefen. Auch Kommentare wie „Igitt“ oder „Das war lustig“ waren zu hören.
Es war äußerst beeindruckend, wie die Kinder, die ohne ihren Talker wohl fast nicht in der Lage wären zu kommunizieren, sich austauschten und an den Workshops teilnahmen. Überhaupt war es sehr leicht, mit den Kindern in Kontakt zu kommen, so dass die erste Hemmschwelle schnell überwunden war.
Auch für das leibliche Wohl war bestens gesorgt, der Projekttag endete mit einem gemeinsamen Mittagessen, bei dem wir halfen, die Tische zu decken und das Essen auszuteilen.
Das Fazit unserer Schülerinnen und Schüler aus der Q11 war rundum positiv:
Julia: "Die Workshops teilweise mit Hilfe der Talker vermitteln den Kindern eine Lebensfreude, die sie mit anderen Kindern teilen können."
Jil: "Die Kinder hatten einen Riesenspaß daran, die Aufgaben zu erfüllen. Es hat mir Freude gemacht, ihnen dabei zuzuschauen."
Nathalie: "Der Tag war sehr lehrreich und ist für jeden zu empfehlen."
Johann: "Es war in jedem Fall eine wertvolle Erfahrung und es war schön, mit den Kindern so eng zusammenarbeiten zu können."
Jana: "Es war eine sehr lehrreiche und tolle Erfahrung und schön zu sehen, wie offen die Kinder uns begegnet sind."
Sophia D.: "Ich fand den Tag heute sehr interessant und es war schön, einen Einblick zu bekommen. Es war auch schön zu sehen, was die Kinder alles machen können und wie sie mit uns kommunizieren können trotz aller Barrieren."
Marcel: "Es war interessant und ein Erlebnis, das man nicht alltäglich hat."
Marian: "Die Kommunikation funktionierte mit Hilfe der Talker richtig gut!"
Hannah: "Es war schön, dass alle so offen waren."
Anna: "Es war richtig schön, so viele neue Eindrücke zu sammeln. Auch von den Betreuern wurden wir herzlich und dankbar aufgenommen."
Sophia E.: "Ich fand es sehr interessant zu sehen, wie den Kindern geholfen werden kann, und dass ihnen der Schulbesuch aber trotzdem viel Spaß bereitet."
Emelie: "Ich fand interessant, wie selbstständig viele Kinder sind."
Tim: "Es war ein interessantes Erlebnis und es wurde klar, dass dieser Berufszweig sehr wichtig ist."
Milena: "Ich fand faszinierend, wie offen die Kinder uns gegenüber waren. Sie wollten zum Beispiel unbedingt mit uns tanzen."
Am Ende nutzten die angehenden Abiturientinnen und Abiturienten die Gelegenheit, um sich bei zwei Sonderpädagoginnen über das Studium und das Berufsbild in der Arbeit mit behinderten Menschen zu informieren.
Wir bedanken uns bei allen Verantwortlichen für die Möglichkeit, an diesem Projekt teilzunehmen, insbesondere bei Frau Aulinger und ihrem Team für die perfekte Organisation.
Text: Simone Birnmeyer und der Sozialkunde-Kurs 1sk4 am Gymnasium Pegnitz